Stress tritt nicht nur bei uns Menschen auf. Auch Hunde können gestresst sein, was sich ganz unterschiedlich äußern kann. Es ist wichtig, diese Anzeichen bei seinem Hund kennenzulernen, um entsprechend reagieren zu können.
Während meiner Weiterbildung zum „Stresscoach Naturheilkunde für Hunde“ konnte ich umfassende Erkenntnisse sammeln, welche ich nun mit euch teile. Erfahrt am Ende noch, was am besten deinem gestressten Hund hilft!
Fun fact gleich vorweg: das Wort Stress ist erst 90 Jahre alt. Wie abgefahren ist das? Mittlerweile nutzen wir Menschen es alltäglich. „Ich bin gestresst“, „Mein neuer Chef stresst mich“. Dabei gab es das Wort in der Generation unserer Großeltern noch nicht mal.
So jetzt aber zum Thema:
Stress ist nicht gleich Stress. Stress ist normaler Bestandteil des Alltags, unserer Welt. Auch wir Menschen sind mal gestresst, aber das ist nicht immer negativ.
Wichtig ist zu beachten, dass Spannung (also Stress) Entspannung braucht. Wie z. B. auch bei Muskeln. Wenn ein Muskel permanent angespannt ist, verhärtet er sich und ist nicht mehr einsatzfähig.
Das Ziel beim Hundetraining sollte es immer sein in einem natürlichen Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung und eben auch Aktivität und Ruhe zu sein. Dass das Hundetraining zwischendurch auch mal stressig sein kann, ist nicht schlimm. Denn: Stress ist nicht gleich Stress. Es wird dabei wie folgt unterschieden:
Unter chronischem Stress versteht man den Stress, der anhaltend ist und inadäquat. Dieser Stress macht Hunde – und btw auch uns Menschen – krank. Es kann in Extremfällen auch zu Verhaltensauffälligkeiten führen.
Unter akutem Stress leidet man bspw. bei Wettkämpfen, Unfällen oder Krankheiten. Oder auch Streit. Für den Moment ist die Belastung sehr hoch, aber kurz- oder mittelfristig ist die Situation vorbei. Und Entspannung kann stattfinden. Auch akuter Stress kann zu Symptomen führen wie z. B. Durchfall. Oder was viele Hundehalter kennen, wenn sie mit ihrem Hund zum Tierarzt fahren: Zittern, Spontanschuppung, Haarausfall.
Eustress ist der Stress, der als „positiv“ bezeichnet wird. Diese Form ist mit starker Belastung und Anstrengung verbunden. Dieser kann gut bewältigt werden und hinterlässt noch dazu ein positives Gefühl. Der Hund fühlt sich danach wohl.
Aber Achtung: natürlich kann auch ein zu viel Belastung und Anstrengung umschlagen, sodass dieser negativ wird. Während der Hund es im Winter vielleicht super findet, 10 km spazieren zu gehen und er dabei Eustress empfindet, kann das im Sommer bei 30°C natürlich ganz anders aussehen. Damit der Körper optimal leistungsfähig ist, kann es sogar notwendig sein, ein gewisses Maß an Stress zu bekommen.
Distress ist der Stress, der als „negativ“ bezeichnet wird. Diese Form stellt eine übermäßige Belastung oder Überforderung dar. Dies kann beim Menschen Krankheiten hervorrufen. Aber auch Depressionen oder funktionelle Störungen sind möglich. Es kann sich beim Hund auch in der Form von Unterforderung, Isolation oder Einsamkeit äußern.
Typische Symptome für Distress:
Dazu fällt mir ein Zitat aus meinem Studium (Ernährungswissenschaften) meines ersten Berufslebens ein:
Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei. (Paracelsus)
Und genau so ist es auch beim Stress. Wenn Stress eine Tomate 🍅 wäre, wäre Stress im normalen Maße gesund. Wenn man aber nur Tomaten isst (oder eben nur Stress hat), dann wird man irgendwann krank.
Wie immer im Hundetraining: es kommt natürlich drauf an. Aber allgemein kann davon ausgegangen werden, dass v.a. folgende Punkte Hunde stressen:
ALARM! Ok, aber detaillierter sieht Stress im Körper so aus:
Der Sympathikus (gehört zum vegetativen Nervensystem) ist für die Alarmreaktion zuständig. Er mobilisiert Energie für die Notfallsituation – Kampf oder Flucht. Die Energie wird der Verdauung genommen und in die Arme und Beine gelenkt. Denn diese sind in der Alarmreaktion von Entscheidung (Stichwort: Wegrennen). Verdauung ist aber in dieser Akutsituation unwichtig. Wenn du einen Bären im Wald siehst, denkst du auch nicht ans Essen.
Der Gegenspieler ist der Parasympathikus. Er dient der Energiespeicherung und ist eben auch wichtig für die Erholung und dem Aufbau. Im Gegensatz zum Sympathikus, beruhigt er das Herz und die Atmung und fördert die Verdauung.
Die beiden sollten im Gleichgewicht sein.
Beim Hund werden im Allgemeinen 4 unterschiedliche Reaktionsmöglichkeiten auf bedrohliche Situationen (also akuten Stress) unterschieden:
Stress kann sich auch beim Hund sehr vielfältig äußern. Wichtig ist es, dass du mögliche Stressreaktionen erkennst.
Durch die Halte-Übung Lalapanzi kannst du deinen Hund dabei unterstützen, in die Ruhe zu kommen. Wie erinnern uns: wir wollen den Parasympathikus aktivieren.
Anleitung für Lalapanzi:
Lalapanzi mit meiner Hündin Juna und einem komischen Gesichtsausdruck meinerseits
Achtung aber auch hier! Wenn du dir nicht sicher bist, dass dein Hund gut darauf reagiert, mach einen Maulkorb drauf oder versuche es erstmal in entspannter Umgebung. Auch wenn man denkt: das ist ja eine kleine nette Übung à wir schränken die Hunde hier in der Bewegung ein. Das kann je nach Hund auch mal nicht so gut aufgenommen werden.
Wie immer: Hundetraining ist individuell. Schau da genau hin.
Viel Spaß beim Ausprobieren,
Ich freue mich auf euch, Alena 🤗
Quellenverzeichnis:
Hallgren A.: Stress, Angst und Aggression bei Hunden. Cadmos Verlag (2011).
Wilde, N.: Der ängstliche Hund. Stress, Unsicherheiten und Angst wirkungsvoll begegnen. Kyonos Verlag (2010).
Start in neue Leben: Lalapanzi (2018)
Hi, ich bin Alena!
Ich zeige dir, wie ihr als Team den richtigen Weg für euch findet!
…und ich bin Hundetrainerin! Schon früh fühlte ich mich zu Tieren im Allgemeinen, aber besonders zu Hunden hingezogen!
Ich wollte schon früh alles über diese interessanten Tiere kennenlernen und durchforstete zahlreiche Hundebücher. Irgendwann reifte der Traum, dass ich auch beruflich mit diesen tollen Tieren und ihren Haltern zusammenarbeiten wollte. Und da bin ich!